Der November ist in Schweden grundsätzlich trostlos. Er ist so trostlos, dass manche Menschen schon Ende September in eine Depression verfallen, weil sie wissen, dass es bald so weit sein wird. Bald ist wieder November und es gibt keine Hoffnung mehr – es ist dunkel, nass, recht kalt und mancherorts gibt’s schon Schnee. Kein Lichtschimmer glimmt am Horizont, keine Lucia flattert kerzenbeschmückt vorbei. Schweden zu dieser Jahreszeit ist nichts für Anfänger. Es ist etwas für Leute, die keiner Prüfung, keinem Leid ausweichen. Es macht keinen Spaß, ist allerdings mückenfrei!
Um uns etwas aufzumuntern feiern wir am zweiten Sonntag im November den Vatertag. Wenn die deutschen Väter im Mai ihren Vatertag begehen, ist es im Idealfall sonnig warm, der Bollerwagen mit Bier gefüllt und die grölenden Kumpels stehen bereit. Der schwedische Vatertag dagegen ist eher ein Familientag. Während in Deutschland auch die potentiellen Väter, sozusagen alle, die auch nur ansatzweise zeugungsfähig sind, Vatertag feiern, ist in Schweden der Vatertag nur für die Männer gedacht, die tatsächlich mindestens ein Kind ihr eigenes nennen können. Papa bekommt morgens das Frühstück ans Bett gebracht und die Hälfte aller Väter bekommt dazu auch noch eine Krawatte. Die andere Hälfte bekommt wahrscheinlich Socken oder selbst gebastelte Gutscheine und gemalte Bilder. Blumen aus dem eigenen Garten kann man in Schweden zu dieser Jahreszeit nicht erwarten.
Damit hat sich´s eigentlich schon mit der Feierei. Die dazu gehörigen Großväter sollten an diesem Tag allerdings auch bedacht werden. Elvakaffe bei dem einen und Mittagessen bei dem anderen, oder zumindest ein Anruf, wenn er zu weit weg wohnt, oder ein Besuch auf dem Friedhof, wenn er schon tot ist. Wie es in modernen Patchworkfamilien zugeht, kann ich mir nur ansatzweise vorstellen. Es könnte stressig werden, je nachdem, wie viele Väter jeder so zu beglückwünschen hat. In Schweden spricht man sowohl von Stiefvätern, Bonusvätern als auch Plastikvätern, aber das sind drei Namen für ein und demselben Mann, nämlich den neuen Mann der Mutter. Aber wenn die Mutter wechselnde Partner hatte und man selbst mit mehreren Ex-Vätern in Kontakt steht? Ja, dann ist dieser November – Sonntag auf jeden Fall nicht langweilig!
Wir haben in unsere Familie in Hamburg noch nie Vatertag gefeiert. Vielleicht sollten wir damit anfangen? Aber nur, wenn wir auch mit dem Muttertag anfangen! Das haben wir auch nie wirklich zelebriert. Ich hätte nichts gegen Frühstück ans Bett und Geschenke, aber mit Krawatten könnte ich eher wenig anfangen.
/carina