Vanans makt är stor

Die Macht der Gewohnheit ist ein tückisches Biest. Und ich bin nicht jemand, der die Herausforderung des Biestes gern angeht. Ich bin eigentlich recht froh, wenn es so läuft, wie immer, zumindest, wenn es gut läuft. Ich bin seit 25 Jahren verheiratet und ich betreibe seit etwa 15 Jahren Svenska Intensiv als ein in Hamburg verankertes Unternehmen.  Prima, weder für das erste noch für das zweite besteht Anlass zu Veränderung.

Dann kam März 2020. Elizabet und Gunilla fingen an, sich Gedanken zu machen, welchen Anbieter wir ausprobieren wollten und wie wir unser Kursprogramm umschreiben könnten, um unsere Kurse online anbieten zu können. Ich putzte die Küche und sagte „nein“. Elizabet probierte jitsimeet aus und baute ihr Arbeitszimmer zu einem Studio um. Ich räumte den Keller aus und sagte weiterhin „nein“. Gunilla abonnierte Zoom und zeigte uns, wie einfach es geht. Ich hatte nichts mehr zu putzen und sagte zögerlich „vielleicht“.

Irgendwann sagte ich: „Okej“. Nun habe ich mir ein Headset, eine Dokumentenkamera und zwei Fotolampen zugelegt und ich gebe zögerlich zu: Es macht richtig Spaß! Neuerdings haben wir Stammkunden aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz.

Ich wohne in dem Haus, in dem  ich jetzt wohne, seit 2003. Der Herd war damals neu und besonders der Backwagen der letzte Schrei. Ich war wenig begeistert, aber mit der Zeit gewöhnten wir uns aneinander. Die letzten Jahre kam ein bedrohliches Nebengeräusch beim Backen und ich habe mir angewöhnt, darauf zu achten, welche Nachbarn noch zu Hause sind, falls der Backofen während des Backens ganz den Geist aufgeben sollte. Da mein Mann seit März im Homeoffice ist, hat er das immer lauter werdende Geräusch störend gefunden und einen neuen Herd gekauft. Eigentlich eine gute Initiative, aber habt ihr eine Ahnung, wie viel sich in 18 Jahren in der Herd-Welt verändert hat? Und wie schnell der Backofen heiß wird? Und wie praktisch es doch war, mit einem Backwagen…

Gegenüber unserem Haus ist ein griechisches Restaurant und als die Kinder klein waren, sind wir gelegentlich zum Essen hingegangen. Es war sehr praktisch, weil, wenn die Kleinen Ameisen in der Hose bekamen , konnten sie alleine nach Hause gehen und wir Eltern konnten noch weiter in Ruhe einen Schluck Ouzo trinken. Ich habe immer Bifteki gegessen und niemals überlegt, etwas anderes auszuprobieren. Es war ja lecker! Aber als mein Mann sich dieses Jahr auf die Fahnen schrieb, das Restaurant durch die schwere Zeit zu retten und jede Woche einmal Take-away-Essen da zu bestellen, wurde es mir doch zu fleischlastig. Nun habe ich mehrere andere Gerichte auf der Karte kennengelernt und bin ganz dankbar, dass ich auch fleischlos zur Rettung das Restaurant beitragen konnte.

Also, „vanans makt är stor”, aber es ist offenbar möglich, mich und meine Gewohnheiten auszutricksen. Aber einen neuen Mann, da ist die Grenze, das will ich auf gar kein Fall!

/carina