Bin ich nur alt und faul geworden oder bin ich endlich zur Vernunft gekommen? Mein Mann würde zweifelsohne das zweite behaupten (sonst würde sein Weihnachtsfest seeeehr spärlich ausfallen…), wenn ich ihm demnächst verkünde: „Ich habe gar kein‘ Bock auf Weihnachtsgeschenke dieses Jahr.“
Weihnachtsgeschenke sind so 2018! Habt ihr euch schon vom letztes Jahr erholt, wo ihr durch sämtliche Läden in der Stadt gehetzt seid, beziehungsweise bei Onlinehändlern wie wild herumgeklickt habt, um „etwas“ für Tante X oder Onkel Y zu finden, um ihnen etwas Zuneigung zu zeigen? Kann Zuneigung und Liebe überhaupt in Geschenkpapier verpackt werden? Und buntes Geschenkpapier und Bänder aus Plastik, ist das umwelttechnisch noch erlaubt, 2019? Was sagt Greta dazu eigentlich?
Lasst uns noch einmal ganz von vorn anfangen: Nüchtern betrachtet ist Weihnachten das Fest zur Geburt Jesu, des Erlösers aller Christen. Die drei heiligen Königen haben uns die ganze Schenkerei eingebrockt: Sie haben dem neugeborenen Jesuskind Weihrauch, Myhre und was noch alles Unnützes geschenkt, deswegen schenken auch wir unseren Freunden zu Weihnachten unnützes Zeug. Deshalb steht seit Jahrhunderten fest: Mit Weihnachtsgeschenken drücken wir unsere Liebe und Hingabe aus.
Für alle anderen in unserer verweltlichten Gesellschaft bedeutet Weihnachten ein paar freie Tage, die entweder alleine mit Schokolade und Netflix unlimited begangen werden können, oder mit unseren Liebsten.
Und dann sind wir bei dem Kern der Geschichte: Die Liebsten, was möglicherweise mit ”Familie“ gleichgesetzt werden kann. In unserer Familie hatten wir immer schon die Verwandtschaft meines Mannes in Niedersachsen und meine in Västergötland. Dazwischen lässt sich schlecht „Weihnachts-hopping“ praktizieren, sondern wir waren entweder hier oder dort. Damit haben wir uns alle recht gut arrangiert.
Dieses Jahr wird es aber schwieriger, da sich unsere Tochter ohne Familienanschluß in Spanien befindet und meine Nichte das gleiche Schicksal in Österreich teilt. Der Sohn studiert in Växjö, möchte aber Weihnachten in Hamburg verbringen. Die Familie meines Mannes ist wegen der Versorgung von etwa 50 Pferden in Osnabrück fest eingeplant. Meine Restfamilie in Schweden ist über drei Orte verteilt, und mein Feuerwehr-Bruder hat Dienst und darf sein Dorf nicht verlassen.
Ist es dann wirklich die Lösung, Weihnachtsgeschenke quer durch Europa zu schicken, um die Liebe auszudrücken, die persönlich nicht möglich ist? Und woher weiß ich, was gewünscht und gebraucht wird, von Menschen, die ich zwar lieb habe, aber so selten sehe wie Schnee in Hamburg?
Mein Weihnachtswunsch dieses Jahr ist, dass keiner alleine irgendwo sitzt und traurig ist. Ich möchte gemeinsam leckeres Essen kochen, Menschen die ich liebe, zuprosten und den ultimativen Weihnachtsfilm „Love Actually“ gucken. Dann bin ich glücklich.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Adventszeit und natürlich GOD JUL!
/carina