2024 habe ich vor, einige alte schwedische Sprichwörter unter die Lupe zu nehmen, um zu schauen, ob sie uns auch heute etwas zu sagen haben.
Wir fangen mit dem Sprichwort, ”Ropa inte hej förrän du är över bäcken“, an, was wortwörtlich, „Rufe nicht hallo, bevor du über den Bach bist“, heißt. Es mahnt dich, dich bloß nicht zu früh zu freuen, du kannst immer noch hineinfallen und nasse Füße bekommen. Auf den letzten Metern könntest du noch hochmütig werden und ein fröhliches Liedchen pfeifen, während du in die Luft schaust, und wenn du dann nicht auf deine Füße achtest, ist es schon passiert… Du liegst im Bach und hast womöglich nicht nur nasse Füße.
Heute müssen wir in der Regel nicht über schmale Grate und Steine balancieren, wenn wir irgendwo hinwollen, wo Wasser im Weg ist. Es gibt Brücken und befestigte Wege und zur Not auch Gummistiefel. Aber im übertragenen Sinne könnte ja was dran sein, oder nicht?
„Ropa inte hej…“, könnte man zum Beispiel zu Menschen, die Schwedisch lernen, sagen. Schwedisch erscheint zuerst einfach, denn viele Wörter sind gleich oder sehr ähnlich wie im Deutschen. Stol und Stuhl, hus und Haus, zum Beispiel. Beide Sprachen sind germanisch und das hilft natürlich. Die schwedische Grammatik ist im Vergleich zur deutschen ein Kinderspiel und nichts, wobei man im übertragenen Sinn nasse Füße riskiert. Akkusativ und Dativ spielen in der schwedischen Sprache eine untergeordnete Rolle, und es ist egal, wer etwas macht, die Verben sind für alle Personen gleich. Jag heter, du heter und vi heter gegen ich heiße, du heißt und wir heißen, ist auf jeden Fall eine willkommene Vereinfachung.
Aber „ropa inte hej …“, du Schwedischkursteilnehmer, nach ein paar Kursen oder nach einige Monaten App-Lernen kommen die falschen Freunde um die Ecke: Termin bedeutet leider nicht Termin, sondern Semester, und semester heißt auf deutsch Urlaub. Irgendwann willst du vielleicht den Sj-Laut nicht nur unfallfrei aussprechen können, sondern auch schreiben. Das kann man schon lernen, aber man muss sich etwas anstrengen. Der Laut klingt zwar immer gleich, hat aber etwa zwanzig verschiedene Schreibweisen.
Um ein deutsches Sprichwort zu nutzen, könnte man sagen, dass der Teufel im Detail sitzt. Die schwedische Aussprache besteht nicht nur aus Sj-Lauten und Vokalen, die anders klingen als auf Deutsch, sondern man muss ganz genau aufpassen, wie man betont. Wenn du zum Beispiel hälsa på Emma sagst und das Verb betonst, heißt das, dass du Emma begrüßt. Wenn du aber die Präposition betonst, heißt es, dass du Emma besuchst. Und Schwedisch wechselt andauernd zwischen betonten und unbetonten Silben, das ist das, was den Rhythmus ausmacht!
Aber wenn du är över bäcken, dann kannst du ganz fröhlich HEJ! rufen. Auch kleine Erfolge sollen gefeiert werden, finde ich. Und ehrlich, was ist eigentlich so schlimm an nassen Füssen? Dann trocknet man sich ab und versucht es noch mal!