Multi-Kulti am königlichen Hof

Letztens gab´s wieder eine königliche Hochzeit im kleinen nördlichen Königreich. Die Jüngste von Silvia aus Heidelberg und ihrem Tjabo von Schweden hat einen Banker aus dem angelsächsischen Sprachraum geheiratet. Dazu gibt es viel zu sagen, zum Beispiel über die Tränen des Bräutigams, Christopher O´Neill, und seine zur Faust geballte Hand gegen den Himmel, über das Valentino-Kleid der Braut, Madeleine Bernadotte, über den Kuss und vor allem über die Mütter der Brautleute. Alle beide müssten in ihrem vorangeschrittenen Alter zumindest ein bisschen vom Leben gezeichnet sein, sahen aber so glatt im Gesicht aus wie der junge Morgen – oder wie die junge Braut? Investmentbanker, Designerkleider und Botox kontra Schönheitsoperationen, das alles finde ich gerade nicht so spannend, sondern mich interessiert die Sprachfrage im Hause Bernadotte / O´Neill.

Madeleine ist in Schweden mit einer deutschen Mutter aufgewachsen. Mit ihrer Großtante, Prinzessin Lilian, soll sie angeblich immer Englisch geredet haben. O´Neills Mutter stammt aus Österreich, wo sie auch so etwas Ähnliches wie Deutsch sprechen, aber sein Vater ist Amerikaner in England, ungefähr wie Sting „I´m an englishman in New York“ gewesen ist, nur eben andersherum. Der junge O´Neill hatte auch zu Hause die Möglichkeit zwei Sprachen zu lernen. Laut Königin Silvia spricht Christopher O´Neill ausgezeichnet Deutsch, aber ob er das in seinem schweizerischen Internat oder zu Hause gelernt hat, weiß ich nicht so genau. In der Biografie auf der königlichen Homepage sind bei Madeleine keine deutschen Sprachkenntnisse erwähnt, übrigens auch nicht die geplatzte Verlobung 2010, dafür vieles über ihre akademischen Studien und ihre Praktikas. Die gemeinsame Sprache beider ist Englisch und da sie in New York leben, bleibt es wahrscheinlich auch so.

Das junge Glück ist gerade laut dem schwedischen Boulevardblatt Expressen auf den Seychellen auf Hochzeitsreise und vielleicht haben sie dort etwas Zeit, sich über die sprachliche Erziehung für mögliche Sprösslinge zu unterhalten. Es könnte ja eine wahrliche Multi-Kulti-Familie werden! Die eventuellen Kinder könnten Deutsch mit dem Papa sprechen, Schwedisch mit Mama und Englisch in der Schule. Die Eltern sollten aber wissen, das Mehrsprachigkeit nicht von alleine kommt und dass keinesfalls die Rede davon sein kann, dass die Kinder zwei Sprachen gleichzeitig wie nebenbei lernen, wie manche Leute glauben. Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, lernen oft später sprechen, es entwickelt sich nicht in allen Sprachen gleich schnell, und es gibt manchmal Zeiten, wo die eine oder andere Sprache komplett verweigert wird. Für die Eltern ist es zusätzlich mit Arbeit verbunden. Es ist manchmal anstrengend konsequent zu sein, immer die „Minoritetssprache“ zu sprechen, und sich immer wieder zu bemühen, Aktuelles in der Sprache anzubieten. Egal wie toll Pippi Langstrumpf für eine kleine Schwedin ist, eine 13-jährige lockt man damit nicht mehr hinter dem sprachlichen Ofen hervor. Da muss vielleicht ein Abo einer schwedischen Jugendzeitung her? Oder ein paar spannende Filme auf Schwedisch? Aber, bitte AKTUELL! Es ist zwischendurch nicht immer einfach, die passenden Sachen zur passenden Zeit anzubieten, aber wenn man hört, dass das Kind vergnügt mit den anders sprechenden Cousins im Sommer spielt oder mit den Großeltern telefoniert, ist die Anstrengung vergessen, und übrig bleibt nur das Gefühl von Stolz! Dieses Gefühl, was die Brust besonders schwellen lässt, das wünsche ich allen Eltern von mehrsprachigen Kinder,n auch den Königlichen unter uns.

/carina

 

Und übrigens, Tjabo hat man früher einen ‚lustigen Typen‘ genannt, aber der Name wurde irgendwann zum Synonym von Carl XVI Gustaf. Es soll sein Kosename in der Schule gewesen sein.

 

http://daserste.ndr.de/royalty/schweden/royalty229.html

http://www.kungahuset.se/kungafamiljen.4.1c3432a100d8991c5b80002606.html