Feste Feiern wie sie fallen

Als Kind konnte ich die Namensfolge Sara, Margareta, Johanna, Magdalena, Emma, Kristina auswendig. Es waren weder meine Tanten, noch meine besten Freundinnen, sondern die Namenstage im Kalender ab 19. Juli. Dass sechs Tage in Folge mit Frauennamen bedacht worden sind, scheint immer noch etwas Besonderes zu sein. Seit 2001 haben sie Gesellschaft von Greta, Madeleine, Emmy und Kerstin bekommen und Gottseidank sind das auch Frauennamen, also ist die fruntimmersveckan gerettet.

Laut bondepraktikan ist das eine regnerische Woche und ich kann mich erinnern, dass darüber gescherzt wurde, an wessen Namenstag es regnete. „Kristina konnte wieder nicht dichthalten“ musste Kristina sich anhören, falls es am 24. Juli regnete. Ob man dann von Tränen oder einer anderen Flüssigkeit sprach, war mir nie so richtig klar. Klar war aber, dass es nicht Gutes hieß.

Die besagte Juli-Woche mag regenreich sein, ist aber sonst in der Regel ausgesprochen ereignislos. Die meisten Schweden machen Urlaub, der Reichstag hat zu und nirgendwo werden Entscheidungen von Interesse für die Allgemeinheit gefällt. Die Königsfamilie hängt auf Öland ab, isst Erdbeeren und macht keine Schlagzeilen. Wenn nicht gerade Sportmeisterschaften stattfinden, womit sollen die Journalisten die Zeitungen füllen? Seit Mittsommer klappern sie Badeplätze ab, werten täglich die Radiosendung „Sommar i P1“ aus und machen Umfragen, welches Eis der Liebling der Saison ist, dann kommt ihnen Ende Juli die fruntimmersveckan gerade recht!

Es fängt mit Sara an und geht mit Margareta und Greta am 20. Juli weiter. Wer einen dieser Namen trägt, sollte laut Tradition eine Torte backen und die Leute, die nicht verreist sind, einladen. Johanna sollte am 21. weiterbacken, genau wie Magdalena und Madeleine am 22., Emma am 23. und abschließend auch Kristina und Kerstin am 24. Die Zeitungen drucken die Kuchenrezepte dazu, und Interviewreihen mit prominenten Namensträgerinnen gibt es auch manchmal zu lesen.

Vor 2001 hatte ich für meinen Rufnamen Carina keinen Namenstag, also feierte ich zusammen mit meiner Mutter Margareta meinen Zweitnamen Margaretha. Wir haben nicht immer Torte gebacken und jemanden eingeladen, aber wir haben uns immer gegenseitig gratuliert und manchmal gab es auch ein kleines Geschenk.

Am 7. Juli kann ich seit 21 Jahren meinen eigenen Namenstag feiern. Der Tag hat sich leider nicht in mein Gedächtnis eingeprägt. Eine Torte gebacken und Gäste eingeladen, das habe ich nie gemacht. Mai ist längst vorbei, aber der 20. Juli steht noch aus und scheint mir ein guter Tag zum Feiern. Ich werde backen, Luftballons aufblasen und Einladungen aussprechen.

Der Spruch „Man muss die Feste feiern wie sie fallen“ ist der beste den ich in Deutschland gelernt habe. Und die Namenstage, die sind bei uns immer zu kurz gekommen. Am besten notiere ich mir sofort den 2. August, den 2. und 8. Oktober, den 3. November und den 9. Dezember. Im Kalender 2023 trage ich außerdem noch den 28. Februar und den 17. April ein und fange bald mit der Planung an.

 

 

 

Vokabelhilfe

fruntimmersveckan           die Frauenzimmerwoche

bondepraktikan                  ein uraltes Buch mit Ratschlägen für Bauern

 

 

Quellen:

Fruntimmersveckan – Wikipedia

Fruntimmersveckan | Institutet för språk och folkminnen (isof.se)

Sommarprat 2022 – hela listan – Sommar & Vinter i P1 | Sveriges Radio