Es ist nicht mit 100%-iger Sicherheit überliefert, aber annehmen kann man´s doch. Das schwedische Königspaar hatte sich kurz nach der Hochzeit darauf verständigt, dass das erste Kind unbedingt im Juli geboren werden sollte, damit die semesterfirande (wortwörtlich urlaubsfeiernden) Schweden irgendeinen Fixpunkt im Juli hätten. Einen ganzen Monat lang, ohne eine andere Struktur, als Ausschlafen, Baden, Sonnen, sill essen und jeden Mittag um 13 Uhr Sommar (traditionelle schwedische Radiosendung) im Radio zu hören, wäre einfach zu wenig für´s Volk, fand der junge König. Vor allem aber seine deutsche Braut fand es unerhört, dass die Schweden tatsächlich einen Monat lang die Schotten dicht machten und das ganze Land sich in der Sommerhitze räkelte. Und falls das Sommerwetter das Land verließ, oder gar nicht erst ankam, hielten die Schweden es trotzdem in ihren zugigen Sommerhäusern aus. Sie spielten Monopoly mit uralten, vergilbten Karten, tranken Kaffee und entspannten sich. Die Königin war sich mit dem König einig, und so beschlossen sie einen Feiertag mitten im industrisemestern (Betriebsferien für´s ganze Land) zu erfinden. Und schau mal einer an, wie gut das geklappt hat! Die Prinzessin Victoria erblickte am 14. Juli 1977 das Licht des Tages und die Königin war nicht nur erschöpft und glücklich über ihr Töchterlein, sondern äußerst zufrieden, dass sie ihren neuen Landsleuten dieses Geschenk machen konnte.
Die Schweden freuten sich schon, wenn auch zurückhaltend, so wie es ihre Art ist. Sie gossen påtår (Kaffe) nach und leiteten eine weitere Runde sanftes Schaukeln in der Hängematte ein. Vielleicht nahmen sie sogar einen von den Romanen, die man unbedingt lesen wollte, dazu. Sozusagen, um zur Feier des Tages etwas mitschaukeln zu lassen.
Den Tag angemessen zu feiern, das fiel den (zugegebenermaßen trägen) Schweden im Urlaubsmodus erst ein paar Jahre später ein. Um ganz ehrlich zu sein, waren es nicht die Schweden, sondern die Bewohner der Insel Öland in der Ostsee, die auf die Idee kamen, etwas aus dem Prinzessinnengeburtstag zu machen. Öland ist passenderweise die Insel, auf der die Königsfamilie schon seit Menschengedenken ihre Sommerferien genießt, auf Schloss Solliden. Am 14. Juli 1979 feierte man zum ersten mal „Victoriadagen“. Man feierte dann nicht nur die zweijährige kleine Prinzessin, die erst 1980 Kronprinzessin geworden ist, als man weibliche Thronfolge durch eine Grundgesetzänderung zuließ, sondern auch Öland und den Sommer. Und man überreichte ein Stipendium an die beiden hervorragendsten Sportler des Landes. Dies war ein Konzept, das Anklang fand, und so macht man es daher immer noch. Es wird mittlerweile direkt im Fernsehen ausgestrahlt und man kann selbst mit ansehen, wie die Königsfamilie applaudiert und lacht. Oder friert und nass wird, je nach szenischer Darbietung und Wetterlage. Dieses Jahr wird die Männer- und die Frauenskistaffel ausgezeichnet und sie bekommen jede/r einzeln auf der Bühne das Diplom aus der Hand der Kronprinzessin überreicht.
Mittlerweile ist daraus ein Riesenfest auf Öland geworden, an welcher nicht nur die königliche Familie teilnimmt, sondern jede Menge Inselbewohner und Touristen. Und es gibt eine große Bühnenshow, auf der die Creme de la Creme der schwedischen Artisten auftritt, sofern sie nicht im Urlaub sind, versteht sich.
Einen schönen Sommer wünscht euch /carina
Übrigens: Hier kann man mehr erfahren: http://victoriadagen.se/