Der Tag des schwedischen Gartenfreundes.

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Der 6. Juni ist seit 2005 ein Feiertag, an dem man in Schweden nicht zur Arbeit geht. Es sei denn, man ist Polizist, Bauer, Arzt oder sonst irgendwie unabkömmlich, aber die normalen Büro- und Industriearbeiter dürfen zu Hause bleiben. Im Schwedischunterricht, hier in Hamburg, erzählen wir oft, was in Schweden gerade los ist und wie das eine oder andere gefeiert wird. Beim Waffeltag, Ostern oder Lucia fällt das ganz leicht und macht allen Beteiligten Spaß. Aber beim 6. Juni, der bis 1983 „Tag der schwedischen Fahne“ hieß, fiel es verdammt schwer, Schwedin zu sein, den ich, als ich noch in Schweden wohnte, auch nie gefeiert habe. „Was wird denn nun gefeiert? Irgendeinen Grund sollte der Tag doch haben, Mensch!“ sagt der mittlerweile etwas ungeduldige Kursteilnehmer. Hmm, das wissen wir nicht so genau, aber ich habe recherchiert und kann erzählen, dass 1523 Gustav Vasa zum König von Schweden gekrönt wurde und es 1809 eine neue Verfassung gab. Ja, ihr hört schon. Nichts Spektakuläres, keine Befreiung von feindlicher Besatzungsmacht oder Stürmung von irgendetwas, einfach schwedisch „lagom”, genau passend. Wenn ich Glück habe, geben sich die Schwedisch Lernenden mit diesen Hintergrundinformationen zufrieden. „Wie feiert ihr?“ wollen sie dann aber wissen. Naja, das wird nicht so doll gefeiert, versuche ich es. „Aber ihr singt doch bestimmt und trinkt Schnaps und esst Hering?“, sagen die fortgeschrittenen Schwedisch Lernenden, die genau wissen, dass man mit Hering, Schnaps und Singen die meisten schwedischen Feste schon gut beschrieben hat. Aber der 6. Juni kommt weder mit Schnaps noch mit Hering, eventuell wird etwas zaghaft die Nationalhymne gesummt. In den letzten Jahren hat man sich wortlos darauf geeinigt, an diesem Tag „Smörgstårta”, Butterbrottorte, zu essen. Als Tradition betrachtet ist es ziemlich lahm, das gebe ich zu.

Insgeheim sind wir doch etwas neidisch auf die Norweger, die fahnenschwenkend über die Paradestraße Karl-Johann in Oslo taumeln und grölen „Ja, vi elsker dette Landet“ mit dem Text von des Nationaldichters Bjørnstjerne Bjørnson, während wir in Schweden „lagom“- große Stücke Smörgstårta in den Mund schieben, nach getaner Arbeit im Garten. Als ich einige meiner Freunde in Schweden fragte, was sie am 6. Juni machen, sagten nämlich alle Gartenfreunde: „Ist doch klar! Ich gehe in den Garten. Es gibt viel zu tun jetzt, und ein Extratag frei kommt wirklich gut.“

Und seit 2005 gibt’s übrigens kein frei am Pfingstmontag. So ein Pech aber auch…

/carina