Letztens habe ich mit einer ehemaligen Kommilitonin per Facebook Kontakt gehabt. Sie hatte kommentarlos ein Babyfoto gepostet, ich habe ihr geschrieben und gefragt, ob ich ihr zu ihrem ersten barnbarn gratulieren dürfte. Sie hat geantwortet, gratulieren gern, aber es ist schon das Zweite. Das hat mich sehr beeindruckt und ich fing an, über meine eigene Familiengeschichte nachzudenken.
Ich genieße gerade die Phase im Leben, mit meinem Mann wieder alleine zu sein. Die Kinder sind aus dem Haus und kommen weitgehendst alleine zurecht. Wir haben keine Haustiere und die einzigen, die leiden, falls uns einfällt, spontan wegzufahren, sind die Topfpflanzen, aber sie sind Kummer gewohnt und überleben meistens eine Woche ohne Pflege. Und wenn nicht, fliegen sie raus und ich kaufe mir neue. Über Enkelkinder habe ich mir noch keine Gedanken gemacht und das Bedürfnis mich um kleine Lebewesen zu kümmern, ist erst mal damit gestillt, dass ich es schon gemacht habe. Es ist schön, das Haus so einzurichten, wie ich es gerne hätte und nicht hauptsächlich kindersicher, finde ich.
Das Leben meiner farmor sah ganz anders aus! Als ich geboren wurde, war meine farmor 48 Jahre alt. Ihr viertes Kind war gerade 14 Jahre und ihr Ältester, mein Vater, war 22. Farmor war keine bemerkenswert junge Mutter, als sie 1943 mit 26 Jahren ihr erstes Kind bekam. Und nachdem ich 1965 geboren war, purzelten regelmäßig immer weitere Enkelkinder rein, bis wir zehn an der Zahl waren. Ich bin jetzt zu faul, zu rechnen, wie viele Jahre zwischen dem letzten Enkelkind und dem ersten barnbarnsbarn liegen, aber es waren nicht sehr viel mehr, als zehn. Mittlerweile sind es 17 Stück und meine farmor hat 16 davon tatsächlich erlebt, bevor sie mit 98 Jahren starb. Die Jahre, die sie ohne Kleinkinder verbracht hat, waren vermutlich die ersten acht ihres Leben, bevor ihr kleiner Bruder geboren wurde.
Meine Mutter bekam mich, als sie 24 Jahre alt war, und ich fand als Kind nicht, dass ich eine besonders junge Mutter hatte. Sondern eben eine Mutter, die ganz normal blöd war, wie die Mütter meiner Freundinnen auch normal blöd waren. Vielleicht war meine ein bisschen älter und ein bisschen blöder als die anderen, aber das halte ich nicht für statistisch erwiesen, sondern eher für das Gefühl, das man als Teenie für seine Eltern hat.
Selbst wurde ich erst mit 35 Mutter. Meine Kinder haben mich zeitweise genau so blöd gefunden, wie ich damals meine Mutter. Sich bei mir beklagt haben sie selten, aber ich lebe deswegen nicht in der Illusion, dass sie sich beglückwünscht haben, dass das Schicksal sie mit einer jungen und dynamischen Mutter ausgestattet hatte. Mütter sind per Definition immer alt, meistens blöd und manchmal sogar hässlich.
Großmütter dagegen sind in den Augen ihrer Enkelkinder nett, verständnisvoll und klug. Vielleicht sollte ich doch anfangen, mich über das mögliche Upgrade zu freuen? Ich bin auf jeden Fall lieber nett, verständnisvoll und klug, als alt, blöd und hässlich!
Vokabelhilfe
ett barnbarn, – Enkelkind
en far/mor, – mödrar Oma väterlicherzeits
ett barnbarnsbarn, – Urenkel