In Schweden bedeutet Einrichten nicht nur, sich Möbel anzuschaffen, auf denen man sitzt, schläft und isst. Die Einrichtung ist auch ein Messgerät dafür, wie trendy du bist. Holzdielen waren jahrelang so was von angesagt, aber falls du heute etwas vom Einrichten in Schweden verstehst, siehst du zu, dass deine Dielen auf gar keinen Fall eine helle Holzfarbe haben, weil, Kiefer ist so vorbei, dass sie, ähnlich wie Voldemort bei Harry Potter, nicht mal erwähnt werden darf. Aber es gibt eine andere Möglichkeit, falls du unsicher bist, ob du den richtigen Holzdielen-Ton triffst: du kannst auf flauschige Auslegeware, heltäckningsmatta, zurückgreifen. Besonders im Schlafzimmer haben wir es gern puschelig. Wir Trendsetter, also. In Schweden.
In Deutschland ist der Kein-Kiefer-Trend noch nicht angekommen. Nach wie vor wird der sogenannte skandinavische Einrichtungsstil dominiert vom hellen Nadelholz. Falls ihr mir nicht glaubt, schau doch selbst bei „Regale Center“ in der Hamburger Straße in Hamburg vorbei. Dort wird seit 1977 ermöglicht, sich jedes erdenkliche Zimmer in skandinavischer Kiefer einzurichten. Und das, obwohl nicht mal IKEA mehr Möbel aus dem lackierten robusten Nordholz anbietet. Ich weiß es genau, heute kam der jährliche Katalog in den schwedischen Briefkasten meiner Eltern geflattert. Darin sind die Möbel meistens weiß, gediegen dunkel oder sehr bunt. Die Familien sind sehr divers (alle Hautfarben und Körpergrößen vertreten) und die Kinder sind kreativ und spielfreudig in allen Räumen unterwegs.
Als ich Kind war, tummelten sich im IKEA-Kataolg nur schwedisch aussehende Kinder durch die Kinderzimmer, mit Spielzugkisten aus, ja ihr wisst schon – Kiefer. Die Mütter wurden in der Küche beim Kochen oder Backen in kecken Schürzen abgelichtet, und größere Kinder haben den Kiefernholztisch gedeckt. Die stabilen Nadelholzstühle standen schon da. Die Väter saßen in Sesseln und lasen schwedische Zeitungen oder waren in der Wohnung mit Inbus-Schlüssel unterwegs, um die Möbel nachzuziehen. Vermutlich rauchten sie auch dabei. Das war zu der Zeit erlaubt, recht üblich und noch modern. Es war auch modern, Kiefer an die Decke zu nageln. Fanatische Liebhaber des skandinavischen Stils machen es immer noch und vollenden den Look mit Holzfußböden aus naturbelassener – Kiefer. Es ist auch denkbar, halbe Wände zu vertäfeln, Bröstpanel ist, historisch gesehen, mehrmals der letzte Schrei gewesen. Falls man so alt ist wie ich, fühlt man sich dann in die Kindheit zurückversetzt, jüngere Schweden beschleicht das Gefühl, sich in die in Sauna verirrt zu haben, wenn man in so eine Kiefernhöhle eingeladen wird.
Jeder der, außerhalb Schwedens, sich skandinavisch inspiriert einrichten will, muss sich eins klar machen: Du kannst dich nicht ein für alle mal „hygge“ und „mysigt“ einrichten, und dann hat sich die Sache, um dann den Herbst gemütlich mit Kerzenschein und naturbelassener Deko zu geniessen. Nein, so geht es wirklich nicht. Skandinavische Einrichtung ist Schwerstarbeit, der nächste Trend kommt schon um die Ecke geschossen, und dann muss man bereit stehen, um den einzufangen und zu Hause umzusetzen. Glaub mir, wenn ich sage: Wer trendy sein willst, darf nicht ruhen!
/carina
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