Alla goda ting är tre – Alle guten Dinge sind drei

Böse Zungen behaupten, dass, wenn man einen schwedischen Lehrer nach drei Gründen für die Lehrerlaufbahn fragt, die Antwort heißt: „juni, juli och augusti“. In Schweden fangen nämlich die Sommerferien jedes Jahr Anfang Juni an und hören Ende August auf.

So war es zumindest früher, als der größte Teil der Bevölkerung auf dem Land lebte und über den Sommer jede Hand als Erntehelfer gebraucht wurde. Heute, da die meisten Eltern voll berufstätig sind, kann die schönste Zeit des Jahres leicht in Stress ausarten. Zumindest die jüngeren Schulkinder kann man ja nicht den ganzen Tag alleine lassen. Der Schulhort ist, soviel ich weiß, offen, aber viele Eltern wollen den Kindern ein anderes Ferienprogramm ermöglichen, als das, was sonst sozusagen Alltag ist. Hier werden Großeltern engagiert, Fußballfreizeiten aufgetan und zur Not nehmen die Eltern versetzt Urlaub. Da jeder Arbeitnehmer in Schweden laut Gesetz das Recht auf vier Wochen Urlaub in den Sommermonaten hat, könnte man als Elternpaar damit fast die ganze Zeit überbrücken. Aber dann hat man gar keinen einzigen Tag gemeinsam als Familie frei, das möchtet man vielleicht doch nicht.

Mittlerweile werden Stimmen laut, dass es gar keinen Sinn mehr hat, so lange Ferien zu haben. Die Eltern haben Betreuungsstress und die Kinder sind zu sehr raus aus dem Lernalltag. Als Erntehelfer werden die wenigsten Kinder heute gebraucht. Die Ferien sind nicht mehr zehn volle Wochen, sondern mancherorts starten die Ferien später und anderswo fängt die Schule früher an. Skolverket schreibt auf ihre Webseite, dass die Sommerferien in etwa neun Wochen betragen.

Selbst habe ich sehr gute Erinnerungen an die endlos langen Sommerferien in meiner Kindheit. Meine Mutter beendete ihren Erziehungsurlaub erst, als ich zwölf Jahre alt war, bei uns gab es also kein Betreuungsproblem. Wir konnten morgens lange schlafen, im Bett liegen bleiben und lesen. Nachmittags fuhren wir zum See und zu Hause konnten wir lange die hellen Sommerabende mit unseren Freunden genießen. Wir haben verschiedene Lauf- und Springspiele gespielt, bis wir nicht mehr konnten, dann gab es Rote Grütze mit Milch zum Abendbrot und so gingen die Tage vorbei.

Das Aufregendste, was mal passierte, war, dass irgendwo eine Kreuzotter gesichtet wurde. Im Sommer spielte ich nicht nur mit meinen besten Freundinnen, weil immer eine von uns verreist war. Es ergaben sich also im Sommer ganz andere Freundeskonstellationen und ich spielte einfach mit denen, die da waren. Oder ich lag im Bett und las.

Ich erinnere mich an einen Sommer, wo eine Nachbarin eine ganze Einkaufstüte voll mit Büchern aus ihrer Jugend auf dem Dachboden gefunden hatte und mir zum Lesen gab. Es war wie Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag! Ich sortierte die Bücher in Stapeln auf dem Fußboden meines Zimmers, in der Reihenfolge, wie ich sie lesen wollte. Als ich sie durch hatte, kamen sie zurück in die Einkaufstüte. Am Ende der Ferien schleppte ich die Tüte zurück zur Nachbarin. Ich kann mich sehr gut an das Gefühl von Reichtum erinnern, aber ich weiß nicht mehr, was ich da gelesen habe. Vermutlich war es flickböcker und ich glaube mich an einen Titel Fröken Sprakfåle zu erinnern.

Ich glaube immer noch, dass eine Auszeit vom Alltag uns allen gut tut. Persönlich muss ich nicht verreisen, sondern draußen gegen halb zehn zu Frühstücken gibt mir auch das herrliche Gefühl von sommarlov aus meiner Kindheit. Und dann brauche ich noch einen Stapel Bücher und einen See, dann steht meiner Erholung nichts mehr im Wege.

Einen wunderschönen Sommer wünsche ich euch!

 

Vokabelhilfe

juni, juli och augusti       Juni, Juli und August

skolverket                      Das Zentralamt für Schule und Erwachsenenbildung

flickböcker                    Bücher für Mädchen

Fröken Sprakfåle          Eine Buchserie mit 29 Bänden für Mädchen von der Autorin Lisa Eurén-Berner.                                                  Die         Bücher wurden zwischen 1932 und 1963 herausgegeben.

ett sommarlov, –           Sommerferien